Warum eine Verbreitungskarte über Hummeln?
Hummeln gehören zu den wichtigsten Bestäubern vieler Nutz- und Kulturpflanzen. Doch sie sind auch eine der am stärksten gefährdeten Wildbienengattungen. Noch wissen wir zu wenig über die 31 vorkommenden Arten in Niedersachsen. In unseren Gärten treffen wir in der Regel nur die sieben sehr häufigen Arten an. Die übrigen 13 Arten der heimischen, staatenbildenden Hummelarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. Ebenso ergeht es den parasitär lebenden Kuckuckshummeln, die ihre Brut von gefährdeten Wirtsarten großziehen lassen. Die intensiv bewirtschafteten und blütenarmen Agrarflächen bieten den seltenen Hummelarten heute kaum noch Rückzugsmöglichkeiten, denn die meisten Arten sind auf eine extensive Bewirtschaftung angewiesen.
Die Datenlage über die niedersächsischen Vorkommen einzelner bedrohter Hummelarten ist lückenhaft und teilweise veraltet. Um die noch bestehenden Vorkommen seltener Hummelarten zu erfassen, hat der NABU Niedersachsen schon 2013 ein Projekt zum Hummelschutz in Niedersachsen ins Leben gerufen. In dem von 2018 bis 2023 laufenden Nachfolgeprojekt Bestandsschutz seltener Hummelarten in Niedersachen wird diese Erfassung fortgeführt. Wenn bekannt ist, wo sich die letzten Bestände gefährdeter Arten befinden, können in Kooperation mit den Bewirtschaftenden auf geeigneten Flächen Maßnahmen umgesetzt werden, die den Hummeln das Überleben sichern und den lokalen Bestand stärken können.
Foto: Jürgen Schneider
Die HummelMap
Das Meldeportal ist im dritten Hummelschutzprojekt HummelMap entsanden und soll bei der Sammlung und Darstellung der Artverbreitung helfen. Mit zunehmender Datendichte wird es möglich werden, spannende Fragestellungen gemeinschaftlich zu bearbeiten und zu diskutieren. Denn die eingegangenen Meldungen werden, wenn nötig, verifiziert, um eine qualitativ hochwertige Datenbank zu erhalten. Zusätzlich stehen weitere detaillierte Informationen zur Verfügung, z.B. über den Fundort, mögliche Gefährdungspotentiale oder spezielles Verhalten der Tiere. Über eine Filterfunktion kann nach ausgewählten Detailinfos gefiltert werden.
Der Öffentlichkeit stehen nur die verifizierten Daten in Form einer Rasterkarte zur Verfügung, dem angemeldeten Nutzerkreis sind zusätzlich auch die nicht verifizierte Daten zugänglich und zudem sind alle Beobachtungen punktgenau dargestellt. Ferner gibt es ein Diskussionsforum sowie weitere Informationen.
Als Grundlage der HummelMap dient die Artenerfassungs-Software „eMapper“ der Firma IP SYSCON. Diese ist auch Grundlage weiterer Erfassungsportale des NABU Niedersachsen wie die BatMap für Fledermäuse oder die HerpotoMap für Amphibien und Reptilien. Für eine vereinfachte Dateneingabe im Gelände steht eine kostenlose Erfassung-App - die HummelMap-App - für Android und iOS zur Verfügung.
Wer meldet die Daten?
Eine landesweite Erfassung ist nur mit Unterstützung vieler Freiwilliger möglich. In dem NABU Niedersachsen Hummel-Netzwerk setzen sich mittlerweile rund 300 Ehren- und Hauptamtliche für den Hummelschutz ein. Sie erfassen Hummeln, sind im Austausch mit den Bewirtschaftenden von Hummelschutzflächen oder stellen selbst Flächen zur Verfügung. Viele wirken als Multiplikatoren und sind in der Öffentlichkeitsarbeit oder Umweltbildung aktiv. In einigen Regionen Niedersachsens haben sich kleine Gruppen zusammengefunden, die sich gemeinsam engagieren und auf Hummelsuche gehen. Wer über eine gewisse Grundkenntnis zur Bestimmung von Hummeln verfügt, bekommt einen Zugang zur HummelMap. Wer weitergehende Kenntnisse hat, kann sich dem Expertenforum anschließen, das die eingegangenen Daten verifiziert.
Tragen Sie dazu bei, dass sich die Hummelkarte Niedersachsens füllt!
Neue Melderinnen und Melder sind jederzeit herzlich willkommen. Ein Zugang kann über ein Formular beantragt werden. Im Rahmen der Hummelschutzprojekte bietet der NABU Niedersachsen Bestimmungsseminare zu Hummeln an und führt Hummel-Exkursionen durch, um das Erlernen der Artbestimmung zu unterstützen und zu fördern. Sprechen Sie uns gerne an.
Foto: NABU / M.Franke
Was passiert mit den Daten?
Der NABU Niedersachsen verfolgt laut Satzung ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Bereich des Naturschutzes und verfolgt keine finanziellen Interessen mit diesem Projekt. Vielmehr will er Wildbienenschützer und -schützerinnen bei der Verwirklichung ihrer spezifischen Ziele unterstützen.
Der NABU kann über das Umweltinformationsgesetz (UIG) nicht verpflichtet werden, Auskunft über die genauen Standorte der Meldungen zu erteilen. Der NABU steht als unabhängiger Verein nicht unter der „Kontrolle des Bundes oder einer unter der Aufsicht des Bundes stehenden juristischen Person des öffentlichen Rechts“. Eine Offenlegung der gemeldeten Daten kann daher nicht erzwungen werden.
Die Daten sind und bleiben in jedem Fall Eigentum des jeweiligen Melders und wer sie kommerziell nutzen möchte, muss mit den Meldenden in Kontakt treten. Die Art der erfassten Daten ist an das Tierarten-Erfassungsprogramm des Niedersächsischen Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) angelehnt. Die Einwilligung des jeweiligen Erfassers vorausgesetzt, können die Daten damit auch dem behördlichen Naturschutz zur Verfügung gestellt werden und stellen einen sehr wertvollen Beitrag zum Naturschutz dar. Durch die kontinuierliche Erfassung von Bestandsdaten werden Kenntnisse über die Verbreitung, die Bestandsentwicklung sowie der Gefährdung bestimmter Arten deutlich verbessert. Auf dieser Grundlage können aktuelle Roten Listen erstellt und Artenschutzprogramme und –maßnahmen entwickelt werden. Zudem dienen die Daten für Stellungnahmen und Planungen im behördlichen Naturschutz.